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09/09/2012

Studie: Zertifikate gewinnen Marktanteile zurück

Banken und Vermögensverwalter erwarten weiteres Marktwachstum / Hohes Potenzial bei Aktienanleihen / Kunden ändern ihr Informationsverhalten / Ergebnisse Trendbarometer Zertifikate 2012 der Steinbeis-Hochschule Berlin
Der Anteil von Zertifikaten in den Depots der Anleger hat in den vergangenen zwölf Monaten etwas zugelegt und wird in Zukunft weiter steigen. Diese Auffassung vertreten rund 200 Banken und Vermögensverwalter im Rahmen des Trendbarometers Zertifikate 2012 – einer repräsentativen Umfrage, die das Research Center for Financial Services der Steinbeis-Hochschule Berlin im Auftrag der DZ BANK durchgeführt hat. Danach machen Zertifikate aktuell 11 Prozent des Depotwerts privater Anleger aus. Dies ist ein Prozentpunkt mehr als 2011. Innerhalb der nächsten drei Jahre werde sich der Wert auf 12 Prozent erhöhen, erwarten die Umfrageteilnehmer. Prozentual gesehen das höchste Wachstumspotenzial unter den Zertifikatetypen billigen die Finanzberater Aktienanleihen zu. Darüber hinaus prognostizieren sie, dass das Sekundärmarktgeschäft deutlich an Gewicht gewinnen wird.

Insgesamt bestätigen die Umfrageergebnisse, dass Zertifikate in den Wertpapierdepots ein sehr stabiles Element sind und sie schrittweise die leichte Delle aus der Finanzkrise wieder wettmachen konnten. Als Folge der Krise war der durchschnittliche Zertifikateanteil von 13 Prozent im Jahr 2008 auf 10 Prozent gesunken. Wenn sich die Prognose der Experten bestätigt und der Anteil in den kommenden drei Jahren auf 12 Prozent steigen wird, hätten Zertifikate den Rekordwert aus dem Jahr 2008 fast wieder erreicht. Der Depotanteil anderer Anlageklassen wie Fonds oder Anleihen hat in den vergangenen Jahren dagegen deutlich stärker geschwankt. Auf Fonds entfallen aktuell durchschnittlich 37 Prozent der Depotwerte, 2009 waren es dagegen nur 24 Prozent. Der Anteil der Anleihen hat im gleichen Zeitraum von 33 Prozent auf 27 Prozent abgenommen. „Der stabile Depotanteil der Zertifikate bestätigt, dass Anleger die Produkte in allen Marktphasen nutzen und das Anlegervertrauen in Zertifikate wieder zurückgekehrt ist“, erläutert Matthias Kinttof, Leiter Produktentwicklung bei der DZ BANK.

Rohstoffe mit höchstem Potenzial – Aktienanleihen im Aufwind

Gerade Teilschutzzertifikate dürften nach Ansicht der Befragten in Zukunft für das Wachstum des Anlagesegments sorgen. Ihr Anteil am Zertifikate-Gesamtvolumen werde innerhalb der kommenden drei Jahre um 6 Prozentpunkte von jetzt 21 Prozent auf 27 Prozent steigen. Dabei dürften nach Auffassung der Umfrageteilnehmer vor allem Zertifikate im Trend liegen, die Themen wie Rohstoffe, Edelmetalle, Emerging Markets und Nachhaltigkeit abdecken. Erneuerbare Energien haben als Trendthema dagegen ihren Zenit überschritten. Eine steigende Bedeutung messen diesem Thema nur noch rund 59 Prozent bei. 2007 waren noch 90 Prozent dieser Meinung.

Aktienanleihen haben ihren Höhenflug fortgesetzt. Aktuell erwarten 65 Prozent der Finanzberater steigende Absätze bei diesen Produkten, 2008 hat das nur jeder Dritte angegeben. Diesen Strukturen wird das beste Rendite-Risiko-Profil beigemessen. Kaum Potenzial sehen die Experten bei Hebelzertifikaten. Hier rechnet nur jeder Zehnte mit steigenden, aber immerhin 40 Prozent gehen von fallenden Absätzen aus. Noch pessimistischer schätzen sie die künftige Entwicklung bei Sprint- und Outperformance-Zertifikaten ein.

Unabhängig von der Entwicklung des Depotanteils gehen die meisten Umfrageteilnehmer davon aus, dass der Zertifikatemarkt in Deutschland im Rahmen eines allgemein steigenden Anlagevolumens in den kommenden fünf Jahren auch generell Wachstumspotenzial bietet. So erwartet nahezu jeder Zweite, dass das in Zertifikate investierte Volumen in diesem Zeitraum um bis zu 5 Prozent per annum wachsen wird, 40 Prozent prognostizieren sogar ein Wachstum zwischen 5 und 15 Prozent.

Verhältnis zwischen Primärmarkt- und Sekundärmarktgeschäft wird sich umkehren
Erhebliche Veränderungen erwarten die Banken und Vermögensberater bei der Art, wie Zertifikate gekauft werden. Sie prognostizieren, dass der Trend zum Sekundärmarktgeschäft geht, also hin zum Handel bereits am Markt befindlicher Papiere etwa über die Börse oder bankeigene Plattformen. In drei Jahren, so ihre Einschätzung, würden 59 Prozent der Zertifikate für die von ihnen betreuten Depots über den Sekundärmarkt erworben und nur noch 41 Prozent im Rahmen des Zeichnungsgeschäfts bei Neuemissionen. Aktuell ist die Aufteilung dagegen noch genau umgekehrt.

Kunden sind besser informiert, häufig Fragen nach Kosten und Funktionsweise
Deutliche Veränderungen registrieren die Befragten bereits heute beim Informations- und Kommunikationsverhalten ihrer Kunden. Nahezu 90 Prozent erklärten, dass die Kunden im Beratungsgespräch häufiger nachfragten und detailliertere Auskünfte verlangten als in der Vergangenheit. Rund 80 Prozent sind zudem der Meinung, dass sich die Kunden vor einem Beratungsgespräch besser über Produkte und Marktgeschehen informieren als früher und die zur Verfügung gestellten Informationen genauer lesen. Die bessere Vorbereitung wirkt sich auch auf die am häufigsten gestellten Fragen im Beratungsgespräch aus. Aktuell erkundigen sich die Kunden vor allem nach den Kosten und nach der Funktionsweise von Zertifikaten. Gerade das Auszahlungsprofil hatte in den Jahren vor 2011 nur eine vergleichsweise untergeordnete Rolle gespielt.


Das Trendbarometer Zertifikate ist eine Untersuchung der DZ BANK und des Research Center for Financial Services der Steinbeis-Hochschule Berlin. Zur Erhebung von Trends und Entwicklungen im deutschen Zertifikatemarkt werden seit 2007 jährlich Bankberater, Produktverantwortliche und Wertpapierspezialisten in Banken sowie Vermögensverwalter befragt. Die Daten der aktuellen Studie wurden im Mai 2012 im Rahmen von telefonischen Interviews erhoben. Die Stichprobe von 194 Teilnehmern ist repräsentativ für die deutsche Bankenbranche.